Augen zu und durch!

Jetzt ist genau die richtige Zeit. Es sind kaum noch Gäste da und jetzt gehört die ganze Zuwendung den Jungpferden. Manche haben fast schon zu lange auf ihre Ausbildung warten müssen. Dennoch werden sie nicht im Schnelldurchgang trainiert. Das rächt sich später. Wir lassen uns Zeit und die bestimmt das Pferd. Gelassenheit – das ist das Allerwichtigste – nicht nur für unsere Namibischen Westernpferde. Wenn es noch nicht richtig klappt und noch nicht verinnerlicht ist, geht es wieder von vorne los. Unsere Praktikantin Renee ist dabei eine große Hilfe.

Unser mittlerweile alter Hase Junias ist immer dabei und steht mit Rat und Tat zur Verfügung. Auch so ein talentiertes Mädel wie Renee kann noch Einiges von ihm lernen – die Pferde sowieso.

Auch unser jüngster Spross muss schon ran – Namib Rose. Sie war in ihren jetzt sieben Monaten nur im Busch. Aber auch dort hatte sie schon gezeigt, dass sie eine coole Socke ist. Daran hat sich jetzt beim ersten Handling nichts geändert.

Zur Erinnerung:

So sah Namib Rose kurz nach ihrer Geburt aus. Ice ist ihre Mutter.

 

 

 

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Im Doppelpack

Das passiert wirklich selten bei uns – Zwillinge! Bei Pferden hatten wir das noch nie. An die letzten Zwillinge bei Rindern kann ich mich auch nicht mehr erinnern. Normalerweise sagt man, dass es Zwillinge eigentlich nur unter besonders guten Bedingungen gibt. Die Eltern topfit und Futter bis zum Abwinken. Aber davon kann zur Zeit bei uns nun wirklich nicht die Rede sein. So freuen wir uns im doppelten Sinne doppelt. Bei so einem kleinen Wunder werden die Kälbchen wohl wieder einmal Namen bekommen. Noch ist die Phantasie gefragt.

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…und noch ein Versuch

Ich weiß gar nicht mehr, wie viel Wassersucher wir schon auf der Farm hatten. Wünschelrutengänger und Geologen und auch Bohrmeister, die vorher wünschelten. Die Erfolge waren von allen gleichermaßen bescheiden. Aber was willst Du machen? Wenn Du Wasser brauchst, musst Du es immer wieder probieren. Garantien gibt Dir keiner – die Unseriösen ohnehin nicht aber auch die Seriösen nicht. Niemand kann sagen, hier und dort gibt es auf jeden Fall Wasser. Sie sagen eben nur “hier müsste eigentlich” – meine Lieblingsformulierung! Hier müsste eigentlich eine Ader sein. So stark wie meine Rute ausschlägt. Eine Ader – ja – aber ob sie auch Wasser enthält und wie tief  sie ist, das kann ich Dir nicht sagen.

So hat es diesmal auch Alberto gehalten, der uns empfohlen worden ist. Besser tief- als hochgestapelt. Das Risiko tragen in jedem Falle wir. Lassen wir bohren,  wo lassen wir bohren und wie tief lassen wir bohren? Einmal hatten wir wirklich Glück, als ein Bohrmeister mit Wünschelrute in der Nähe des Hauses in 50 Meter Tiefe Wasser fand. Davon leben wir heute noch. Aber genau das ist das Problem. Wir haben am Haus nur noch dieses eine Bohrloch. Und das ist riskant. Also hatte Alberto zunächst den Auftrag, in der Nähe des Hauses nach möglichen Wasseradern zu suchen.

Es dauerte nicht lange und er hatte tatsächlich zwei Stellen gefunden. Weil er nun schon mal da war, haben wir ihn gebeten, auch noch am Neudamm und am Pipelineposten sein Glück zu versuchen. Auch dort hat er jeweils eine Stelle markiert.

Jetzt ist es an uns zu entscheiden, ob und wo wir bohren lassen. Hoffentlich nimmt uns diese Entscheidung nicht der Banker ab, weil wir das Geld bereits für den Graskauf ausgegeben haben und eventuell sogar noch mehr ausgeben müssen.

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Hoffnungstropfen

In so einem Dürrejahr ist man ja für jeden Tropfen dankbar. 0,5 Millimeter am 5.Oktober. Besser als gar nichts natürlich. Aber der eigentliche Wert dieser Erscheinung aus einer vermeintlich anderen Welt ist die überraschende Tatsache, dass es überhaupt noch Regenwolken am namibischen Himmel gibt. Signale einer kleinen Regenzeit, an die kaum noch jemand glaubte. Marten – einer unserer Nachbarn im Süden – muss wohl den Glauben an die kleine Regenzeit wiedergewonnen haben. Er bekam zum gleichen Zeitpunkt 45 Millimeter und einer seiner Dämme ist bereits vollgelaufen. Was für Marten auf jeden Fall ein Glücksfall ist, den ihm jeder gönnt, ist dennoch beunruhigend. Schon in den letzten Jahren ist deutlich geworden, dass der Regen immer launischer wird. Kurze heftige Schauer lokal begrenzt. Das hat es in dieser Deutlichkeit früher nicht gegeben.

Wie dem auch sei. Wir freuen uns über jeden Tropfen, auch wenn er nur den Staub für kurze Zeit bindet und eine Ahnung von dem gibt, was in der großen Regenzeit kommen könnte. Die Wetterfrösche meinen sie würde durchschnittlich bis unterdurchschnittlich werden. Nach diesem Jahr würde uns das schon mal reichen.

 

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Auf frischer Tat

Sie haben uns wochenlang terrorisiert und waren sich ihrer Sache wohl zu sicher. Sie haben den Fehler gemacht, dass sie auf unsere und auf Nachbarfarmen immer auf die selbe Weise und immer an ähnlichen Stellen eingedrungen sind, um zu wildern. Sie kamen am späten Abend mit einem weißen VW-Bus, ließen sich an der Uispad absetzen und kletterten mit ihren Hunden durch den Zaun. Das machte es uns leichter, einen erfolgversprechenden Plan zu machen. Wir, das waren benachbarte Farmer und das Einsatzteam der Bürgerwache von Omaruru. Die Polizei hatten wir sicherheitshalber nicht informiert, weil von dort nicht mit viel Unterstützung zu rechnen ist. Schlimmer noch, wir befürchten, dass es dort Mitwisser gibt. Denn wenn wir unsere Aktionen angemeldet hatten, war die Nacht ruhig.

Nach drei durchfrorenen Nächten waren wir schließlich in der Nacht vom 12. auf den 13. September erfolgreich. Unser Plan ging auf. Wir hatten verabredet, dass wir den VW-Bus abwarten und nur beobachten, wie die Wilderer ans Werk gehen. Wir wollten ganz sicher gehen, dass wir sie mit Beute und anderen Beweismitteln schnappen. Von zurückliegenden Fällen wussten wir, wie schwer es ist, Beweismittel zu sichern und die Staatsanwaltschaft davon zu überzeugen, dass die Täter auch überführt werden können. Im aktuellen Fall haben sie das eigentlich selbst getan. Dazu aber später.

Der Bus hat die Wilderer so gegen 21 Uhr abgesetzt. Sie stiegen diesmal wieder über unseren Zaun. Es dauerte nicht lange, bis wir die Hunde hörten. Sie hatten einen Oryx gestellt. Die normale Reaktion wäre zwar, dass man die Tat verhindert, aber dann hätte es wieder an Beweismitteln gefehlt. Also warteten wir. Stundenlang. Dann endlich gegen vier Uhr morgens kam der VW-Bus wieder aus Richtung Omaruru. Vorbereitet war eine Straßensperre vor Omaruru. Auch in Richtung Okombahe hätten sie nicht entkommen können. Nachdem vier Wilderer, vier Hunde und der getötete Oryx eingeladen waren, fuhr der Bus in hohem Tempo Richtung Omaruru.  Jetzt konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Eigentlich.

Der Fahrer – angeblich von den Wilderen dazu gedrängt – durchbrach aber die Straßensperre und raste weiter in Richtung Omaruru. Das Einsatzteam hinterher. Irgendwann verlor der Fahrer die Nerven und die Gewalt über das Fahrzeug.

Der Rest war Routine. Handschellen und ab aufs Polizeirevier. Jetzt konnten die möglichen Mitwisser dort kaum noch helfen. Das wäre aufgefallen. Trotzdem mussten die Reservepolizisten der ODW den eigentlichen Job machen. Unter ihnen übrigens Niekes Vater Gunnar, auf den sie stolz sein kann.

Wichtig war u.a. die Sicherung der Fußspuren. Wie sich beim Vergleich herausstellte, waren mindestens drei der fünf Schuhsohlen identisch mit den Spuren, die wir seit Wochen bei uns gefunden hatten. Nachweislich fünf Oryx haben sie bei uns gewildert. 18 auf einer Nachbarfarm.

So, das war die spannende Story. Noch spannender ist aber eigentlich, was passiert jetzt? Bisher sind die Wilderer auf Kaution frei gekommen und von einer erfolgreichen Verurteilung war selten etwas zu hören. In unserem aktuellen Fall haben die Wilderer und der Fahrer die Tat zugegeben. Juristisch verändert das offenbar die Situation. Wenn sie eine Strafe von N$ 2.000 bezahlen – keine Kaution – kommen sie vorerst frei. Wenn sie sie nicht bezahlen, müssen sie für ein halbes Jahr ins Gefängnis. Wo sie jetzt wirklich sind, konnte ich bisher nicht erfahren. Für normale Polizeiarbeit gibt es da interessante Ansatzpunkte. Denn wenn bezahlt wurde, wer hat bezahlt? N$ 10.000.- bringen normale Wilderer nicht so einfach auf. Die Omaruru District Watch zumindest geht davon aus, dass hinter dieser großangelegten Wilderei eine Art Syndikat steckt. Was ist z.B. mit dem Besitzer des Fahrzeugs? Er war nicht gefahren und behauptet, von Nichts zu wissen. Das hat der Polizei gereicht, um ihm sein Fahrzeug zurückzugeben. Bei so einer Lage fragt man sich dann schon, ob unsere Bemühungen überhaupt einen Sinn machen. Räuber und Gendarm nur aus Freude am Spiel zu spielen – aus dem Alter bin ich raus. Und es kann ja auf Dauer auch nicht sein, dass wir die Rolle der Polizei übernehmen. Passiert dabei ein Missgeschick – und das hat es schon gegeben – bist Du plötzlich der Täter und musst dich wundern, wie engagiert die Polizei plötzlich sein kann. Es gibt leider schon einige Beispiele für umgekehrten Rassismus. Ob man das eventuell verstehen muss, diskutieren wir mal ein anderes Mal. In unserem Fall werde ich sofort berichten, wenn es Neuigkeiten gibt.

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Chinesischer Kleinkrieg

Auf den ersten Blick sieht Alles ganz friedlich aus. Nach unserer Intervention scheinen die Chinesen ihre Aktivitäten an unserem Granitberg erst einmal eingestellt zu haben. Bei genauerem Hinsehen allerdings sehen wir, dass sie ihrem Frust doch Luft verschaffen mussten.

Wie zornige Kinder haben sie unsere Grenzschilder abmontiert, z.T. zerstört und in den Busch geworfen – in unseren Busch natürlich. Wir haben sie wieder eingesammelt, zurecht gebogen und wieder montiert. Mal sehen, wie oft wir dieses Spielchen mitspielen müssen.

Von juristischer Seite gibt es noch keine Neuigkeiten. Trotz Nachfrage hat sich die Polizei noch nicht dazu geäußert, was nach der Anzeige passiert ist. Mails mit Beweisfotos werden nicht beantwortet. Vom Umweltministerium war dieser Tage ein Beamter da und hat sich den Tatort angesehen. Tendenziell gab er zu verstehen, dass er auf unserer Seite sei, zumal es für den Granitabbau bisher keine notwendige Umweltunbedenklichkeitsbescheinigung gäbe. Der Nationale Denkmalrat, dem der Erhalt der Buschmannmalereien am Herzen liegen sollte, hat sich bisher überhaupt nicht gemeldet. Der Redakteur der Allgemeinen Zeitung hat erkannt, dass die illegalen Aktivitäten bei uns nur die Spitze des Eisberges sind und im ganzen Land ähnlich verfahren wird. Er geht davon aus, dass hier ein großer Korruptionsskandal aufzuklären ist und recherchiert weiter. Wenn er wasserdichte Belege hat, wird er weiter veröffentlichen. Auch das könnte wieder einmal ein Testfall dafür werden, wie lange die Mächtigen dieses Landes die freie Presse ertragen.

Die Chinesen oder wer immer die Schilder beseitigt hat, haben sogar so etwas wie Humor. Eines der Schilder haben sie an einen Zaun gehängt, der seit Jahrzehnten unzweifelhaft unsere Grenze markiert und unmittelbar gegenüber ihrer Einfahrt liegt. Vielleicht wollten sie aber auch nur verhindern, dass ihre Mitarbeiter aus Versehen die Straße überqueren.

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Nicht so lecker wie Perlhuhn

Athos macht gute Fortschritte und die Arbeiten werden schwerer – auch im doppelten Sinne. So ein Schakal wiegt schon seine 10 Kilo und riecht wesentlich unangenehmer als ein Perlhuhn. So war es nicht verwunderlich, dass er sich zunächst geweigert hat, diesen Burschen aufzunehmen und zu apportieren. Es dauerte aber nicht lange und seine Aversion schlug eher in Aggression um. Schließlich packte und apportierte er den verendeten Schakal.

Auffällig ist allerdings, dass Athos ständig unter Dampf ist. Er will ständig Action und ist oft übereifrig. Das liegt sicher auch an mir und den Jagdbedingungen hier. Ein guter Schweißhund muss unter deutschen Bedingungen ruhig am Riemen arbeiten. Hier ist es hauptsächlich seine Aufgabe, krankes Wild zu finden, zu hetzen und zu stellen. Und das meistens nicht am Riemen. In den letzten Wochen hat er das sechsmal auf Großwild erfolgreich getan. Zwei Stücke hätten wir ohne seine Hilfe nur schwer gefunden. Dazu muss man wissen, dass gerade Oryx trotz guter Schüsse fast nie am Anschuss liegen bleiben.

Jetzt stecke ich natürlich in einem Dilemma, weil ich mit Athos sowohl in Namibia als auch in Deutschland jagen möchte. Zudem will ich ja auch die für Vorstehhunde wichtigen Prüfungen mit ihm machen. Dafür muss er aber unbedingt ruhiger werden. Die Anlagen für das, was von ihm erwartet wird, hat er mehr als ausreichend. Gilbert aus Mulhouse im Elsass, von dem Athos und ich schon viel gelernt haben, wird uns wohl dabei helfen müssen. Schließlich will ich ja auch mein Versprechen einlösen, das ich dem Züchter Philipp gegeben habe, und ihn erfolgreich auf den Prüfungen führen.

 

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Schon eingeweiht

Es war höchste Zeit. Der alte Ansitz am Mittelposten ist im Laufe der Jahre unbrauchbar geworden. Erst haben die Erdferkel ihn derart untergraben, dass du Angst haben musstest, irgendwann einen Meter tiefer zu sitzen, und schließlich hat es den Schattenbaum nicht mehr gehalten. Auch den haben die Erdferkel so lange unterminiert, bis die Wurzeln ihn nicht mehr halten konnten.  Also musste ein neuer her. Der steht jetzt auf jeden Fall besser im Wind und gewährt einen Rundumblick. Robert hat diesen Vorteil bereits genutzt und ihn mit einem Oryx für die Küche zwei Tage nach der Fertigstellung eingeweiht.

 

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Ganz in Weiß

Wie sagen wir immer? Fleisch ist das Gold auf einer Farm. Wenn dem so ist, muss es auch entsprechend respektvoll behandelt werden. Nicht, dass wir das nicht bisher schon getan hätten, aber man kann sich bekanntlich immer noch verbessern. Die mitunter etwas sehr rustikale Art unserer Mitarbeiter, mit dem Fleisch umzugehen, hat uns letztlich die Feinarbeit machen lassen. Aber es gibt auch einen anderen Weg. Fortbildung! So haben wir Junias einen 1. Hilfe Kurs machen lassen und Hermann jetzt einen Kurs für Fleischverarbeitung. Unsere Freunde von Krumhuk, die auf ihrer Farm mittlerweile einen modernen Fleischbetrieb auf die Beine gestellt haben, hatten diesen Kurs angeboten. Hermann hat sich geschickt angestellt und gewissermaßen als Urkunde diesen weißen Kittel bekommen. Mal sehen, wie lange er weiß bleibt.

Der Oryxrücken ist auf jeden Fall sauber ausgebeint und für eine gute Suppe ist noch genug dran geblieben.

 

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Halbseidenstraße

So schnell kann es gehen, dass man in der globalisierten Welt von einem Phänomen betroffen ist, das man weit, weit weg von sich selbst wähnte. Chinas Neuauflage der Seidenstraße ist so ein gigantisches machtpolitisches Projekt, dass man sich kaum vorstellen kann, davon auch im namibischen Busch betroffen sein zu können. In gewisser Weise sind wir das aber – wenn auch in viel kleinerem Maßstab. Deshalb nenne ich es auch “Halbseidenstraße”. “Halb” wegen der geringen Größe und “Halbseiden…” wegen des kriminellen Hintergrunds. Aber der Reihe nach:

Vor elf Jahren schon hatten wir uns dagegen gewehrt, dass unser wunderschöner Sundownerplatz mit Blick gen Westen über den Brandberg hinweg Opfer einer Minengesellschaft wird, die hier Granit abbauen wollte. Nachdem bereits einige Tonnen abgebaut waren, waren wir mit unserem Widerstand erfolgreich. Warum wissen wir allerdings bis heute nicht genau. Mitte dieses Monats – ausgerechnet zu meinem Geburtstag – bekamen wir den Hinweis, dass an der selben Stelle wieder schwere Maschinen aktiv sind.

Gesehen oder gehört hatten wir das nicht, weil dieser Granitberg an unserem nördlichsten Grenzzipfel etwas versteckt liegt. An diesem Zipfel haben fünf Farmen eine gemeinsame Grenze. Der Besitzer einer dieser fünf Farmen hat offensichtlich einem Joint Venture zwischen einem Namibier und einer chinesischen Firma die Erlaubnis erteilt, auf seinem Gelände eine aufwändige Infrastruktur für den späteren großräumigen Abbau zu erteilen. Das Problem ist nur, dass weder der Namibier noch die Chinesen eine gültige Lizenz haben – weder zum prospektieren noch zum abbauen.

Das nächste Problem ist, dass sowohl der benachbarte Farmer als auch die Chinesen vor ihren Aktivitäten laut Gesetz Kontakt mit den angrenzenden Farmern hätten aufnehmen müssen, um sich eventuell auf ein Vorgehen zu einigen.

Und das dritte und für uns im Moment gravierendste und ärgerlichste Problem ist, dass die Bauarbeiter mit ihren schweren Maschinen bereits auf unser Gebiet vorgedrungen sind, dabei den Grenzzaun, den gesamten Sundownerplatz und – noch viel schlimmer – Buschmannmalerein zerstört haben.

Gemeinsam mit unserem Nachbarn von Etendero leisten wir nun Widerstand. Zunächst einmal haben wir das Minenministerium, das Umweltministerium und die Behörde für den Erhalt nationalen Kulturguts über die Lage informiert. Bisher gab es keine Rückmeldung. Wie wir aus einigen Quellen erfahren haben, sei vor allem das erstgenannte Ministerium nicht ganz frei von Korruption. Zudem muss man wissen, dass die Chinesen seit sie den Freiheitskampf der Swapo unterstützt haben, in Namibia einen auch von der Regierung tolerierten oder auch gedeckten Sonderstatus genießen. Halbseidenstraße…

Wir haben uns für den geraden, rechtsstaatlichen Weg entschieden: Juristischen Rat eingeholt, Anzeige erstattet und unsere Grenze so markiert, dass sie niemand mehr übersehen kann.

Das mit der Anzeige war gar nicht so einfach. Es dauerte Tage, bis ich den Kommandanten der Polizeistation Omaruru davon überzeugen konnte, von welcher Dimension dieser Fall ist. Ich erinnerte ihn u.a. daran, in welchem Umfang ebenfalls chinesische Firmen im Norden Namibias ebenfalls illegal die wenigen uralten Edelholzbäume abholzten. Es gibt noch mehr Beispiele in diesem Land, wie Chinesen hiesige Ressourcen plündern.

Schließlich erklärte sich der Polizeichef sogar bereit, sich den Tatort persönlich anzuschauen. Er war sichtlich überrascht, dass ich nicht übertrieben hatte. Trotzdem neigte er eher dazu, mich von der Anzeige abzubringen. Müßig darüber zu spekulieren warum. Zwei Tage vor Monatsende war die Anzeige dann endlich in den Akten der Polizeistation. Sie war übrigens vom Polizeichef persönlich vorformuliert und in der Sache korrekt.

Der vorläufige Höhepunkt des Projekts “Halbseidenstraße” war ein überraschender Anruf ebenfalls am 30. August. Er kam von dem Mann, der vor elf Jahren schon einmal an der selben Stelle den Granit abbauen wollte. Er teilte mir mit, dass er mit der chinesischen Firma eine heftige Auseinandersetzung führe, weil er immer noch im Besitz einer gültigen aber ruhenden Lizenz für unseren Sundownerplatz sei. Da kam mir eine alte Militärtaktik in den Sinn “Der Feind meiner Feinde ist mein Freund” – natürlich nur so lange, bis die Schlacht geschlagen ist. Das kann noch spannend werden.

Und da gibt es noch eine interessante Beobachtung. Das mag Jeder für sich einschätzen, wie er will. Zu der neu installierten Infrastruktur gehören auch moderne Wohncontainer mit Küche, Wohnräumen, sanitären Einrichtungen.

Als wir dort waren, waren sie ausschließlich von chinesischen Arbeitern genutzt. Die afrikanischen Arbeiter hausten außerhalb des eingezäunten Camps in Zelten bzw. unter freiem Himmel.

 

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