Fachsimpeln und Feiern

Farmertage sind Routine. So auch beim Farmerverein Kalkfeld, dem wir aus guten Gründen angehören, obwohl uns Omaruru räumlich näher liegt. Diesmal hatten wir auf Gross-Okandjou eingeladen – wieder einmal. Bei genauerem Hinsehen allerdings stellten wir erstaunt fest, dass der letzte Farmertag bei uns neun Jahre zurück liegt. Bei noch genauerem Hinsehen wurde dann doch deutlich, dass neun Jahre eine  lange Zeit sein können. Einige Gesichter fehlten für immer, andere sind nicht mehr ganz so frisch und wiederum andere sind einfach neu – mal abgesehen von Nieke. Der Lauf der Dinge.

Unser Vorsitzender Ingo Jacobi führte wie immer routiniert durch die Tagesordnung, auf der wieder einmal das Thema Kriminalität inklusive Wilderei und Viehdiebstahl stand. Da gab es dann aber endlich mal eine Erfolgsmeldung. Die organisierte Bande, die in den letzten fünf Jahren im Raum Kalkfeld/Omaruru aller Wahrscheinlichkeit nach für den Diebstahl von über 300 Rindern verantwortlich war, ist endlich geschnappt worden. Allerdings nicht von der Polizei sondern mit vereinten Kräften aus der Farmerschaft und der Omaruru District Watch.

Für den Vortrag des Tages war der Farmerverein einem Vorschlag von mir gefolgt. Mir lag sehr daran, dass die doch meist sehr traditionellen Farmer mal eine alternative Sichtweise heutiger Farmerei kennenlernen. Dafür war Krumhuk – die Farm unserer langjährigen Freunde Ulf und Kine Voigts – genau das richtige Beispiel. Auf Krumhuk wird biologisch-dynamisch gefarmt. Zudem wird hier die Vision einer Gemeinschaft gelebt, die keinen Boss braucht und trotzdem zu Entscheidungen kommt – manchmal auch zu falschen. Da unterscheidet sie sich dann nicht, von der traditionellen Farmstruktur. Über Krumhuk gäbe es noch eine Menge zu sagen. Das würde jetzt hier aber zu weit führen.

Was es zu sagen gibt, hat Clemens Voigts mit seinem Vortrag auf dem Farmertag übernommen. Sein Vater Ulf war verhindert. Aber – nimm es mir bitte nicht übel Ulf – ich kann mir kaum vorstellen, dass Du es noch besser als Clemens hättest machen können. Die Reaktionen unserer Farmer hier waren dann auch erstaunlich. Es wird jetzt wohl niemand auf das System Krumhuk umsteigen, aber sie waren nachdenklich und angeregt zu interessanten Fragen. Das zog sich noch bis in den Abend hinein – pardon bis in die Nacht. Ein Farmertag ohne Fleisch, Bier und Brandy ist kein Farmertag. Dennoch – es sind alle heil nach Hause gekommen.

Und wie haltet ihr das mit dem System Krumhuk, werdet ihr jetzt sicher Fragen. Wir bewundern die dortige Kraft und das Durchhaltevermögen. Und wir haben in den letzten dreißig Jahren schamlos Ideen von dort geklaut, von denen wir glaubten, dass sie zu uns passen und dass wir sie auch umsetzen können – wie z.B. das Holistic Management. Wenn wir das Weidesystem aus diesem Management nicht übernommen hätten, hätten wir zumindest zwei schwere Dürren nicht überstanden. Krumhuk zu kopieren haben wir nie versucht und würden es auch sicher nicht schaffen. Diese Energie und diesen festen Glauben daran, das Richtige zu tun, können wir einfach nicht aufbringen. Außerdem gehöre ich dann doch noch der Generation an, die gerne das letzte Wort hat.

 

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