Bis unters Dach und noch viel mehr. Ihr werdet Euch sicher gewundert haben, dass Ihr wochen- ja monatelang nichts von uns gehört habt. Das hatte einen ebenso einfachen wie schwerwiegenden Grund – als abergläubische Farmer wollten wir keinen Pessimismus verbreiten. Wir hofften bis Ende dieses Monats, der die Regensaison abschließt, dass vielleicht doch noch ein Wunder geschieht. Wir hatten es aber geahnt, dass es uns diesmal so heftig wie noch nie erwischen könnte. Und so kam es dann auch. El Nino hat seinen nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen. Nun macht jammern aber keinen Sinn. Wer in Namibia farmt, weiß, worauf er sich eingelassen hat. Viele Farmer in Namibia – aber auch in Botswana, Simbabwe und Sambia – sind diesmal betroffen. Und alle treibt dieselbe Sorge um – bekomme ich meine Tiere bis zur nächsten Regenzeit durch? Mit dieser Weide nicht. Wenn es überhaupt eine nächste Regenzeit gibt.
Wer nur mit Rindern farmt und kein zweites und drittes Standbein hat, den trifft es am härtesten. Du kannst nicht mehrere hundert Rinder mit gekauftem Heu füttern. Das kann niemand bezahlen. Zumal die Preise bei der großen Nachfrage sofort in die Höhe schnellen. Hinzu kommt, dass im Land nur wenige Farmer genug Regen bekommen haben, um Gras schneiden und verkaufen zu können.
Rinder verkaufen? Natürlich! Eine Möglichkeit. Aber auch hier greifen schnell die Gesetze des Marktes. Viele Verkäufer = niedrige Preise. Zudem sind die Rinder in dieser Situation auch nicht gerade in bester Kondition.
Jetzt noch einmal zurück zu uns nach Gross-Okandjou. Ja, wir sind auch Rinderfarmer, aber unser zweites und bisher stabilstes zweites Bein sind unsere Pferde. 60 an der Zahl.
Sie müssen nicht nur überleben, sondern für unsere Gäste auch in guter Kondition bleiben. Wie sagte die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin? “Wir schaffen das!” Ich denke, es wird uns gelingen. Die ersten Rinder haben wir bereits verkauft. Für einen anderen großen Teil hat uns unser Freund Manfred Pachtweide bei unserem Farmerkollegen Horst vermittelt, der mit viel Glück in der Kalkfelder Gegend den Regen bekommen hat, den er brauchte. Und ohne lange zu zögern, haben wir so viel Heu bestellt, wie wir bekommen konnten. Ohne zu wissen, wohin damit. So viel Dächer haben wir nicht.
Aber wenn der Regen uns schon in der Saison im Stich gelassen hat, dann wird er ja hoffentlich nicht plötzlich außer der Reihe tanzen und sich in der Trockenzeit wichtig machen.
Nicht nur aus der Sicht der Rinder ist die Welt nicht gerecht. Sie müssen jetzt wieder dafür herhalten, dass unsere Pferde überleben. Das hatten wir schon mal. Auch damals hatten wir ein schlechtes Gewissen. Bei uns haben die Rinder zwar nicht alle einen Namen wie die Pferde, aber am Herzen liegen sie uns dennoch. Wenn wir die Pachtweide so lange nutzen können, bis bei uns wieder das Gras wächst, müssen wir zumindest nicht wieder ganz von vorne anfangen.
Eine Farm in Namibia ist nun einmal kein Ponyhof. Auch wenn Gross-Okandjou manchmal so aussieht.