Jetzt wurde es aber auch Zeit. Sie sind nun gut fünf Jahre alt die vier Musketiere Little Jo, Jupiter, Feuerstein und Torro. Im vorigen Jahr wurden sie gelegt und gaben immer noch an, wie eine Tüte Mücken. Wer ist der Schönste und Stärkste? Wer ist der Boss? Da sie sich einfach nicht einigen und Sozialverhalten in der Herde lernen konnten, weil sie sich sonst über die Stuten hergemacht hätten, haben sie halt untereinander ständig ihre Kräfte gemessen. Und da will nun ein Menschenkind kommen und zeigen, wo es lang geht. Dieses Menschenkind war und ist Sabine, Sabine Schmidhammer. Pferdetrainerin aus Salzburg. Sie war schon einmal bei uns und wir hatten sehr schnell den Eindruck, sie könnte passen.
Normalerweise bilden wir unsere Pferde selber aus, aber wir mussten diesmal einsehen, dass uns die Zeit für vier Rohlinge einfach nicht reicht. Vielleicht haben wir auch geahnt, dass Sabine es vielleicht sogar besser kann. Und wie es aussieht könnte es auch so sein. Falsche Eitelkeiten im Umgang mit Pferden sind fehl am Platze.
Vier Wallache – zwei sehen sich auch noch recht ähnlich – und vier völlig unterschiedliche Charaktere. Das merkst Du eben erst, wenn Du mit ihnen arbeitest. Torro ist leider recht schnell ausgefallen, weil er sich eine böse Verletzung am Ohr zugezogen hat. Möglicherweise wieder mal in einer Auseinandersetzung mit einem seiner Kumpel. Torro war und ist aber auch der Schwierigste. Eigensinnig, unaufmerksam und immer auf der Suche nach seiner Lieblingsstute Wah-tah-wah. Die war es dann auch, die für ihn einspringen musste. Also nur noch drei Musketiere und eine Dame. Und die war dann auch schon die erste große Überraschung. Aber der Reihe nach.
Feuerstein ist offensichtlich der Talentierteste und am leichtesten zu führen. Er hört zu, weicht schon geringem Druck, macht mit und lernt schnell. Er ist dem Menschen gerne zugewandt, muss aber noch gelassener werden.
Jupiter ist eher der Dynamiker. Muss sich immer mal wieder überreden lassen mitzumachen. Wenn er mitmacht, tut er das allerdings vielversprechend. Er könnte ein Pferd für Reiter werden, die die Herausforderung lieben. Damit ist nicht gemeint, das er zickig wird oder ein Restrisiko darstellt. Er bewegt sich gerne.
Ganz das Gegenteil ist sein Palominokumpel Little Jo. Der bewegt sich gar nicht gerne. Wenigstens nicht, wenn ihn ein Mensch dazu auffordert. Interessanterweise hat er kein Problem damit, am Boden leichtem Druck zu weichen. Wenn Du drauf sitzt oder ihn im Roundpen treiben möchtest, testet er dich gnadenlos aus und versucht, dich zu dominieren. Wer ist der Stärkere? Mit seinen Musketieren hat er die Erfahrung gemacht, dass er es meistens ist und glaubt doch tatsächlich, es müsse bei den Menschen auch so sein. Da müssen wir durch – wir und er. Es wäre sonst unser erstes Pferd, bei dem es nicht klappt.
Die Überraschung Wah-tah-wah. Ich hatte sie als schreckhaftes, ängstliches und launisches Pferd kennengelernt. So wenig kooperativ, dass ich es zunächst mit ihr aufgegeben hatte. Ein völlig anders Bild bei Sabine. Sie war nach ein paar Tagen so happy mit ihr, dass ich nur staunen konnte. Das ist wieder mal ein Beleg dafür, dass die Chemie zwischen Pferd und Mensch auch stimmen muss. Zwischen uns hat sie offensichtlich nicht gestimmt. Sie hat zweifellos die schönsten Gänge von den Vieren und ist zudem ausgesprochen hübsch.