Klingt kindisch! Ich weiß. Aber wenn ich Euch die ganze Geschichte erzähle, seht Ihr das bestimmt anders. Polizei auf Gross-Okandjou ist eine Seltenheit. Zum Einen weil bei uns (fast) Alles mit rechten Dingen zugeht. Und zum Anderen, weil sie nicht kommt, wenn man sie braucht. Deswegen freuten wir uns (zunächst), als sie dann mal am Tatort eintraf.
Dieses Bild kann man gar nicht oft genug zeigen.
Zur Vorgeschichte: Wie oft haben wir uns an dieser Stelle beklagt, dass die Wilderei ein bisher nie dagewesenes Ausmaß angenommen hat und wir damit alleine schon lange nicht mehr fertig werden. Rufst Du die Polizei, dann hat sie gerade kein Auto oder kein Benzin. In Wirklichkeit – so hat es den deutlichen Anschein – hat sie keine Lust. Sie ist der Meinung, dass wir Farmer diese/ihre Arbeit zu leisten haben. Wenn sie denn mal kommt, holt sie nur die Wilderer ab, die wir anstelle von ihnen gefangen haben. Beweissicherung wie Fingerabdrücke oder Spuren – Fehlanzeige! Verrückt, wenn Du glaubst, dass eine Polizeistation im Dorf mit DNA-Spuren arbeiten kann oder will.
Zurück zum Tatort. Der sah übrigens so aus.
Dieses Blut stammt von einem einzigen Oryx, der am frühen Morgen desselben Tages von Wilderern mit Hunden gestellt und dann abgestochen wurde. Dieses Blut könnte stellvertretend für die vielen Dutzend anderen Oryx stehen, die wir in letzter Zeit durch die Wilderei verloren haben.
Der Kopf bleibt meistens zurück. Aber die Feinschmecker unter den Wilderern wissen auch die Zunge zu schätzen.
Zurück zur Polizei. Schon die ersten Kontaktminuten per Telefon konnte einem jeden Optimismus nehmen. Nachdem wir es ausnahmsweise geschafft hatten, sie zum Kommen zu überreden (wir fahren in 15 Minuten los – es war 11.30), hörte der zuständige weibliche Warren Officer schon nicht mehr richtig zu. Wo sie denn hinkommen sollten? Na, zu uns nach Gross-Okandjou. Wo das denn sei? Keine Ahnung von den Örtlichkeiten in ihrem Bezirk. Wir beschrieben den Weg mehrfach und warteten. Von der Polizeistation Omaruru zu unserer Farm sind es max. 30 Minuten. Als so gegen 14.00 immer noch niemand erschien, fragten wir nochmal nach. Dabei stellte sich heraus, dass die Chefin trotz mehrmaliger Erklärung ihre Leute auf die falsche Farm geschickt hatte. Gegen 14.00 traf dann das oben abgelichtete Polizeifahrzeug ein. Drei nette Leute, aber schwer sie davon zu überzeugen, dass es keinen Sinn macht in der Gegend herumzufahren – was sie wollten – wenn die Spuren der Wilderer mitten durch den unwegsamen Busch gehen. Im übrigen – wie sich später herausstellte, hatten sie gar nicht genug Benzin, um spazieren zu fahren. Wir mussten ihnen 25 Liter spendieren, damit sie wieder nach Hause fahren konnten. Nicht ohne vorher darauf hinzuweisen, dass sie weder was zu essen noch zu trinken dabei haben.
Sie folgten mit zwei unserer Arbeiter, die wir mitgeschickt hatten weil sie fit im Spurenlesen sind, gegen 16.00 den Wildererspuren. Viel zu spät, weil es drei Stunden später stockfinster war und die Verfolgung abgebrochen werden musste. Wäre die Polizei zur verabredeten Zeit gekommen, wäre die Chance, die Wilderer einzuholen und zu schnappen, riesengroß gewesen. Da wir ohne Polizei die Spuren am nächsten Tag wieder aufnahmen, können wir das mit großer Sicherheit sagen. Wir trafen auf ein heruntergekommenes Anwesen, in dessen Umkreis sich die Fährten verloren.
Hier war nur eine Person anwesend, obwohl wir Vieren gefolgt waren. Hat er was gesehen, gehört? Nein, nichts! Hier gäbe es noch einige andere Ansiedlungen. Blutspuren haben wir hier keine mehr gefunden. Wir werden dieses Nest – mehr als 20 Kilometer von uns entfernt – aber im Auge behalten, wenn wieder Wilderer aus ähnlicher Richtung kommen und den Weg wieder zurück nehmen.
Vielleicht ist diese Geschichte heute etwas lang geraten. Aber mir liegt daran, dass Ihr unseren Zorn und unsere Verzweiflung nachempfinden könnt. Denn sie ist genau genommen auch noch gar nicht zu Ende. Am nächsten Morgen hat uns der Warren Officer beschimpft, dass wir ihre Leute gezwungen haben, den Spuren zu folgen. Das sei nicht die Aufgabe der Polizei. Was ist dann ihre Aufgabe? Darauf gab es keine klare Antwort. Nur den kaum versteckten Hinweis, dass wir unseren Scheiß selber machen sollten. Um keine Magengeschwüre zu bekommen, haben wir nicht wesentlich leiser dagegengehalten. Aber was hilft´s, wenn die Polizeiführung und offensichtlich auch die Politik unsere Probleme nicht ernst nimmt. Ein Schelm, der meint, er läge daran, dass wir weiß sind…
Und nun doch noch etwas Versöhnliches zum Schluss. Der Wortführer der drei Polizisten, die bei uns einen guten Job gemacht haben – als sie dann da waren – sagte am nächsten Tag “Jederzeit wieder!” Das klang so glaubwürdig, dass das nicht nur damit zusammenhängen konnte, dass es bei uns lekker Kost gab, wie das hier heißt.
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