Das war eine ungewöhnliche Premiere. Wir schnappten zwei Wilddiebe, hinter denen wir schon einige Zeit her waren. Sie liefen zwar wie gewohnt weg, ließen sich dann aber widerstandslos festnehmen und mit Kabelbindern die Hände fesseln.
Das aber war nicht das Ungewöhnliche. Sie fingen sofort an zu plaudern und hatten das dringende Bedürfnis, die vier anderen Wilderer, hinter denen wir auch schon länger hinterher waren, zu verraten. Das hatte es bisher noch nie gegeben. Bisher waren Täter, Mittäter, Informanden und Hehler stumm wie Fische. Sei es aus Solidarität oder wegen Angst vor Rache. Wie sich herausstellte, war einer der beiden Geschnappten schon mehrfach wegen Wilderei vor Gericht gewesen und erhoffte sich durch sein Plaudern Straferleichterungen. Das allein aber konnte nicht der Grund sein. Wir vermuten eher, dass es Streit zwischen den beiden Wilderergruppen gab. Beide agierten im selben Revier. Die Vier waren erfolgreicher, weil sie mit Hunden jagten. Die Ausrüstung der Zwei hingegen war eher mager wenn auch tückisch – Schlingen und spitze, blecherne Trittfallen.
Wie dem auch sei – sie verrieten ihre Konkurrenten. Die Namen waren der Polizei bekannt und sie musste sie nur zu Hause einsammeln. Die Lieblingsbeschäftigung der hiesigen Polizei, denn sie scheut größere Anstrengungen. Obwohl – und das war die nächste Überraschung – die Wache in Omaruru hat eine neue Polizistin, die ihren Job offensichtlich ernst nimmt. Ein Hoffnungsschimmer! Hoffentlich bleibt es so und die trägen Männer funktionieren sie nicht um.
Und es gibt noch einen weiteren Hoffnungsschimmer – die Wilderer kamen ungewöhnlich schnell vor Gericht und wurden zu relativ hohen Geldstrafen verurteilt ersatzweise Haft. Die mussten sie sofort antreten, weil sie die Strafen nicht bezahlen konnten und es ihren Auftraggebern offensichtlich auch zu viel war. Bisher sind sie meistens mit einer niedrigen Kaution davon gekommen und haben munter weiter gewildert. Einer der Vier allerdings erschien nicht vor Gericht. Leider wieder Stoff für Spekulationen.