Obwohl Farmleben in Namibia hart sein und hart machen kann, wollen wir uns doch ein bisschen Lockerheit und Humor bewahren und uns vor allem nicht immer zu ernst nehmen. Unser Logo soll das u.a. ausdrücken. Für den, der es noch nicht erkannt hat: Das Pferd des Reiters, der wohl ein bisschen an Lucky Luke erinnert – angeblich auch an mich – , beißt einem Warzenkeiler ins Ohr. Na und? Ja, na und? Zustande gekommen ist dieses Endprodukt nach vielen Anläufen unseres befreundeten Karikaturisten Sepp Buchegger einfach nur aus Verzweiflung, weil wir immer wieder an diversen Entwürfen von ihm etwas rumzumäkeln hatten. Die Protestkarikatur war es dann einfach. Wieder einmal mussten wir uns daran erinnern lassen, dass man den Spielraum von Künstlern nicht einengen sollte.
Beinahe hätten wir diesen Fehler auch in der dritten Dimension gemacht. Durch Zufall haben wir in Omaruru Reges entdeckt, der aus Altmetall zum Teil herrliche aber etwas gewöhnungsbedürftige Tierplastiken herstellt. Wir hielten ihn zunächst für einen guten Handwerker und kauften mal das Eine mal das Andere zur Dekoration. Schließlich kamen wir auf die Idee, ihn einen Geier für unser neues Eingangstor machen zu lassen. Das entwickelte sich allerdings fast zum Desaster, weil dieser Vogel immer wieder nach allem Möglichen aussah – vor allem nach Flamingos – nie aber nach einem Geier. Ein Pleitegeier ausgerechnet am Eingangstor von Gross-Okandjou? Vielleicht wollte es einfach deswegen nicht gelingen. Reges aber wollte sich unbedingt weiter beraten lassen und ließ sich mit Bildern von Geiern füttern. Spätestens da merkten wir, dass er seine Arbeit ernst nimmt und auch unbedingt dazulernen möchte. Der Geier wurde schließlich was. Ob Pleitegeier oder nicht, wird die Zukunft zeigen.
Mit einer Mischung aus “ach, so einen talentierten Menschen sollte man doch unterstützen” und “unser Logo in der dritten Dimension – das wäre doch was” wurden wir leichtsinnig und baten ihn, unser Logo fast lebensgroß und in künstlerischer Freiheit umzusetzen. Um es kurz zu machen: Der Prozess war um einiges nervenaufreibender als der des Geiers, das Endprodukt aber hat genau den Touch, der uns schon bei Sepp Buchegger gefallen hatte. Der Preis allerdings ließ den Geier aufhorchen. Anderseits: Auf einer Farm wird so viel Geld vermorscht, wie das hier heißt, dass wir einem talentierten Menschen, den wir jetzt endlich auch als Künstler erkannt haben, gerne unterstützen. Außerdem entpuppte er sich auch als hilfsbereiter Mensch. Eine Tugend, die in den letzten Jahren in diesem Land etwas verlorengegangen ist. In einer völligen Fehleinschätzung dieser dritten Dimension hatten wir geglaubt, Pferd und Reiter mit einem normalen Pferdeanhänger abholen und transportieren zu können. Als das Misslingen unserer Bemühungen sichtbar wurde, hat sich Reges sofort bereit erklärt, sein Werk am nächsten Tag auf die Farm zu liefern. Und so geschah es dann auch. Auch nicht mehr ganz üblich in diesem Land.
Wenn jemand den Biss ins Schweineohr vermisst, dann sei ihm gesagt, dass auch der der künstlerischen Freiheit geschuldet ist. Hartnäckiger waren wir da schon wegen der Form des Hutes. Aus einer Melone wurde zunächst eine Narrenkappe und dann schließlich erst so langsam etwas ähnliches wie ein Cowboyhut. Auch eine Art Narrenkappe aber sehr praktisch!