Eigentlich sollte es uns ja so langsam nichts mehr ausmachen. Wir sind nun einmal auch eine Rinderfarm und produzieren Fleisch für den menschlichen Verzehr. Ohne diese Einnahmen könnte die Farm wahrscheinlich nicht überleben. Obwohl wir wissen, dass es wohl kaum Rinder auf dieser Welt gibt, die artgerechter und “glücklicher” leben als auf Gross-Okandjou und den meisten namibischen Rinderfarmen, tut es uns immer noch ein bisschen weh, wenn wir sie abgeben. Immerhin nicht immer gleich ins Schlachthaus. Wenn wir unsere Rinder in Omaruru auf eine Versteigerung bringen, sind sie zum Teil noch nicht ausgewachsen und werden von den Käufern erst einmal in sogenannte Futterbänke in Südafrika gebracht. Derartige Mastställe gibt es zur Zeit in Namibia noch nicht. Da die südafrikanischen Fleischproduzenten sich in letzter Zeit aber immer heftiger u.a. mit Einfuhrsperren gegen die namibische Konkurrenz wehren, sind jetzt auch in Namibia Futterbänke geplant. Das ist eine gute Idee, weil damit auch sichergestellt ist, dass in Namibia produzierte Rinder ihren Qualitätsstandard halten. Im Gegensatz zu Südafrika nämlich sind die Zugaben von Antibiotika und Hormonen strengstens geregelt.
Also haben wir uns jetzt wieder einmal schweren Herzens zum Verkauf entschieden. Außer dass die Farmkasse Geld braucht, spielte diesmal eine grundsätzliche Überlegung eine Rolle. Wie wird die Regensaison? Wird bei schlechtem Regen oder gar einer Dürre die Weide reichen für die Rinder und vor allem natürlich auch die Pferde, die wir nicht so einfach wie die Rinder verkaufen können? Meine Ahnung ist keine gute und deshalb haben wir alle Rinder auf die Auktion gebracht, die vertretbar waren. Schön für alle, wenn es anders kommt. Die Hoffnung, dass die Preise besonders gut sein würden, weil Südafrika die Grenze mal wieder aufgemacht hatte, ging allerdings in die Hose. Es ist ohnehin immer wieder ärgerlich zu sehen, wie so ein paar wohlgenährte Einkäufer innerhalb von zwei Stunden mit deinen Rindern mehr Geld verdienen als Du in drei Jahren. Aber so ist das Geschäft ja auch in anderen Branchen. Beim Produzenten bleibt am wenigsten hängen.