Ob er es schafft, ist noch ungewiss. Aber mit gut fünf Monaten muss jetzt die Gesellenprüfung kommen. Weg von zu Hause und ab in die Fremde. Für Wotan ist es doppelt eine fremde Welt. Ursprünglich ist ein Kangal zum Schutz von Schafs- und Ziegenherden gedacht. Wotan aber soll Rinder und vor allem ihre Kälber beschützen. Und die sind jetzt fast 10 Kilometer vom Farmhaus entfernt.
Im Rinderkral am Haus konnten wir nicht eindeutig feststellen, ob er sich für diesen Job eignet. Mit den Kälbern hat er sich ganz gut verstanden. Die Kühe betrachteten ihn eher als Bedrohung und er die Kühe ebenfalls.
Und die Verlockung, mit den anderen Hunden zu spielen, war dann doch zu groß. Ebenso war für uns die Verlockung groß, diesen Teddy zu knuddeln.
Also haben wir eigentlich wohl etwas falsch gemacht – oder eben nicht. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass jeder Welpe egal welcher Rasse mit und von Menschen und anderen Hunden sozialisiert werden sollte. Mal sehen, was daraus wird. Besonders mutig scheint er im Moment noch nicht zu sein. Die großen Rinder beäugt er ängstlich und flieht auch gelegentlich vor ihnen.
Aber das kann seinem Alter geschuldet sein. Leider ist auch seine Stimme noch dünn. Gerade schon der imposante Laut von diesen Anatolischen Hirtenhunden wirkt auf potentielle Gefährder – in der Türkei Wölfe und Bären und bei uns Geparden und Leoparden – abschreckend.
Sein neues Zuhause ist im Busch bei der Rinder- und Pferdeherde und bei Joseph, der seit einiger Zeit die Spezialaufgabe hat, immer in der Nähe der Herde zu sein. Im günstigsten Fall werden die Beiden ein Team und machen es auch den Wilderern und Viehdieben schwerer.
Eines ist sicher – anspruchsvoll sind die Kangals und auch Wotan nicht. Eine Behausung aus einer alten Wassertonne hat er sofort angenommen. Auch Futter scheinen sie nicht viel zu brauchen und wachsen trotzdem. Natürlich muss immer Wasser zur Verfügung sein. Mit seinen fünf Monaten wiegt er bereits 26 kg.
Wenn das mit dem Herdenschutzhund nichts wird, bleibt er eben ein sympathischer Hofhund und kann auf uns Menschen aufpassen. Das zumindest bekommt er ganz bestimmt hin zusammen mit der Weimaraner-Kangalmischung Weika.