Unsere Rinder

Wenn es glückliche Rinder gibt, dann in Namibia – auf jeden Fall aber auf Gross-Okandjou. Warum? Weil sie artgerecht in Freiheit leben, weil sie ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen können, weil  wir auf sie aufpassen. Sie sind neben dem Wild und auch Schafen und Ziegen – das richtige Weidemanagement vorausgesetzt – die vernüftigste und nachhaltigste Art, das karge Futterangebot der namibischen Buschsavanne zu nutzen.

Außer Gras und Busch wächst hier nichts, was für die Lebensmittelversorgung brauchbar wäre. Also kein weiterer Kahlschlag wie im Amazonasurwald nur um den gierigen Fleischhunger der rasant steigenden Weltbevölkerung zu stillen. Das hier reifende Fleisch kann man mit gutem Gewissen essen.

Wir wissen natürlich um die Sorgen und Probleme der Vegetarier, die wir vor allem dann respektieren, wenn sie sich gegen die Massentierhaltung wenden. Wenn aus diesem Grund der Fleischverzehr abgelehnt wird, kann man in Namibia getrost seinen Prinzipien untreu werden. Es ist uns auch schon gelungen, den einen oder anderen Vegetarier zu “bekehren”, obwohl das eigentlich gar nicht unsere Absicht ist. Jeder nach seiner Fasson… Unsere Küche ist darauf eingestellt. Radikale Veganer allerdings hätten es schwer in Namibia und auch bei uns. Und das nicht, weil wir sie nicht ertragen würden, sondern weil ganz Namibia und damit auch Gross-Okandjou deutlich geprägt sind von der Nutzung der hier lebenden Tierwelt.

Zurück zu unseren Rindern. Wir züchten die Rasse Bonsmara. Sie ist vor noch nicht zu langer Zeit aus gezielten Kreuzungen entstanden. Das Ziel war es, eine gesunde Fleischrasse hervorzubringen, die gut an die kargen Lebensbedingungen angepasst und einfach im Umgang ist – also friedlich. Das Ergebnis ist gelungen.

Natürlich schwört jeder auf seine Rasse. Alle haben auch ihre Vorzüge, ob es nun Brahmanen, Simmentaler, St. Gertrudis oder Limousine sind. Auch Kreuzungen zwischen den Rassen sind erfolgreich ausprobiert worden. Letztlich sollen sie gesund sein und auf ein gutes Schlachtgewicht kommen. Wie überall gibt es auch in dieser Branche Rekordsüchtige, die ihr Ego über das Gewicht ihrer Ochsen definieren. Wenn unsere Ochsen nach drei Jahren der Reife zwischen 450 und 550 kg Lebendgewicht auf die Waage bringen, sind wir zufrieden. Unsere Bullen kommen da schon auf über 800 kg.

Ja, drei Jahre auf der Weide. Da sind wir nicht nur wieder bei den in diesem Falle glücklichen Ochsen, sondern auch bei der Fleischqualität. Es ist ein bedeutender Unterschied, ob ein Schlachtrind in einem Maststall zwölf oder fünfzehn Monate vollgestopft wird oder unter natürlichen Bedingungen sich seine Kraft mit unterschiedlichen Grassorten  drei entspannte Jahre lang anfuttern kann. Auch der Laie sieht und schmeckt diesen Unterschied. Nicht umsonst wird unser Rindfleisch in Europa immer beliebter und das nicht trotz des sinnvollen Trends zu regionalen Produkten aus artgerechter Tierhaltung sondern wegen dieses Trends. Der Kenner weiß, dass beide Fleischproduzenten – die im fernen Namibia und die vor der Haustür – dasselbe Anliegen haben: Gesundes Fleisch von gesunden, artgerecht gehaltenen Tieren.

Wir enthornen übrigens seit einigen Jahren unsere Mutterkühe nicht mehr. Es hat sich gezeigt, dass Kühe mit Hörnern nicht nur gesünder sondern auch selbstbewusster und wehrhafter gegenüber Raubwild  sind. Diese Erkenntnis nutzen wir als eine Massnahme, um die Verluste von Kälbern zu minimieren. Letztlich kommt das auch dem Raubwild – Leoparden und Geparden – zugute. Verlieren wir keine oder nur wenige Kälber durch diese Beutegreifer, kommt bei uns erst gar nicht der Gedanke auf, ihnen an denKragen zu gehen. Am liebsten würden wir mit ihnen einen Vertrag schließen: Ein Kalb pro Jahr ist ok, dafür lassen wir dich in Ruhe. Aber so einfach ist es eben leider nicht. Dennoch respektieren wir auch diese herrlichen Katzen und würden nicht zulassen, dass sie in ihrem Bestand gefährdet werden.

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