Hereros hoch zu Ross

Hererotag in Omaruru. Gelebte Tradition? Bunte Folklore? Mummenschanz? Wer Karneval und Oktoberfeste unter namibischer Sonne feiert, ist zumindest kein besonders geeigneter Kandidat für ironische Kommentare.

Zu den Fakten:

Jedes Jahr Anfang Oktober veranstaltet The Royal House of Zeraua den Wilhelm Zeraua Tag bzw. The White Flag Day. The White Flags sind ein Hererostamm, der seinen Hauptsitz in Omaruru hat. Die größeren Red and Green Flags treffen sich regelmäßig im August zu ihrem über die Grenzen hinaus bekannten Tag in Okahandja. Dort hatte es diesmal übrigens heftige Auseinandersetzungen untereinander wegen Führungsansprüchen nach dem Tode eines Häuptlings gegeben. Auch im Vorfeld des Hererotages in Omaruru lief nicht alles glatt. Auch hier gab es Auseinandersetzungen um die Nachfolge des im vorigen Jahr verstorbenen Häuptlings Christian Zeraua, den ich übrigens als kluge, ausgleichende Persönlichkeit kennengelernt habe. Am Hererotag selbst war von den Konflikten zumindest für den Außenstehenden nichts zu spüren.

Also fröhliche, bunte Folklore? Für den Touristen muss das so aussehen. Dahinter steckt aber eine sehr ernste, würdige Ehrung der Ahnen. Diesmal von besonderer Bedeutung, weil Christian Zeraua nun auch seinen Platz bei den Ahnen gefunden hat.

Heute fiel auf, dass auch vier junge Himbafrauen eingeladen waren. Auch die Ovahimbas sind ein Unterstamm der Hereros. Einen besonders glücklichen Eindruck machten die jungen Frauen allerdings nicht. Auch wenn es für den Uninformierten anders aussehen mag – sie waren die Einzigen, die nicht kostümiert waren.

Die Festkleidung der Hererofrauen hat zwar auch Tradition, ist aber Kostüm, das heute im Alltag kaum noch getragen wird. So trafen in Omaruru drei auch zeitlich völlig unterschiedliche Welten aufeinander – die Himbas in ihrer auch heute noch natürlichen Kleidung, die Hererofrauen in ihren Traditionsgewändern und die heute üblichen kurzen Röckchen.

Und die Männer? Da ist Alles reinste Phantasie. Nur irgendwie militärisch muss es aussehen. In Omaruru kann man eher feststellen, dass die Vorbilder wohl meistens aus der britischen Armee stammen.

In Okahandja gibt es auch immer wieder Anlehnungen an die Uniform der deutschen Schutztruppe. Militärisch heißt hier aber noch lange nicht gewaltbereit. Und dann gibt es doch zumindest eine Parallele zum Karneval – es wehen nicht nur die bunten Stofffahnen voraus. Ein bisschen Dacha ist unter Polizeischutz auch dabei.

Für uns viel wichtiger: Wir haben unter den Reitern ein junge Frau bzw. ein Mädel entdeckt. Meines Wissens ist es das erste Mal, dass ein weibliches Wesen in diese männliche Machodomäne eingebrochen ist.

Sie sitzt ganz manierlich auf ihrem Pferd im Gegensatz zu den Kerlen, die zwar grundsätzlich unsensibel an den Zügeln reißen, aber heute zur Feier des Tages wohl auch noch zusätzlichen Halt suchen.

Nach dieser Beobachtung haben wir zwei Entscheidungen getroffen:

Zum Ersten suchen wir nach dieser jungen Frau, um sie eventuell für das Westernreiten und unsere Farm zu gewinnen, und zum Zweiten werden wir auf Gross-Okandjou einen Hererotag der besonderen Art veranstalten, an dem wir allen interessierten Hereros eine Einführung in Natural Horsemanship bieten.

 

 

 

 

 

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